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Zusammenleben neu gestalten

Das Projekt ist unter dem Eindruck des „Sommers der Migration“ 2015 entstanden als Teil des Beratungsnetzwerks Hessen. Gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus unterstützt es in Hessen seit Mai 2016 kommunale und zivilgesellschaftliche Akteure in der (Weiter-)Entwicklung eines demokratischen und menschenrechtsbasierten Gemeinwesens – mit Prozessbegleitungen, Impulsen und Reflexionen.

Herangehensweise und Grundhaltung
  • mediativ und dialogisch – wir betrachten Konflikte prinzipiell als Motor für Entwicklungen und streben eine partizipative Gestaltung von Aushandlungsprozessen an
  • Menschenrechte als Bezugsgröße – eine menschenrechtsbasierte Bewertung von Situationen ermöglicht Handlungssicherheit und schützt vor Beliebigkeit bei Entscheidungsfindungen
  • rassismuskritisch und inklusiv – wir wissen, dass Rassismus auch ohne rassistische Absicht wirksam sein kann und laden daher alle dazu ein, über ihr jeweiliges Beteiligt-Sein nachzudenken und bei Entscheidungsfindungen darauf zu achten, alle mitzunehmen
  • betroffenensensibles Agieren – die Perspektive von potenziell Betroffenen von Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung ist für unsere Arbeit handlungsleitend
Handlungsfelder und Angebote

Ausgehend von der Arbeit in den beiden Handlungsfeldern:

  • Förderung der Teilhabe aller im sich entwickelnden, pluralen Gemeinwesen &
  • Entwicklung von Handlungsoptionen in der Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus

haben sich vier aufeinander bezogene Themenfelder entwickelt, in denen das Projekt tätig ist und Angebote der Prozessbegleitung und (subjektorientierten) politischen Bildung macht:

1. Teilhabekultur

Wie können Räume zur Weiterentwicklung des Zusammenlebens in der Kommune, in Schule aber auch in zivilgesellschaftlichen Initiativen und Vereinen inklusiv-partizipativ gestaltet werden? Wie können die vielfältigen Perspektiven und Expertisen aller wahrgenommen und zum Ausgangspunkt von Projekten und Veränderungsprozessen werden? Welche Hürden sind zu berücksichtigen, um häufig unsichtbar gemachte Perspektiven dabei sichtbar zu machen?

Für Entwicklungen im Feld der Teilhabekultur sind auch die Haltungen von Schlüsselakteuren wichtig. Gerade in Momenten, in denen demokratische Abläufe grundsätzlich in Frage gestellt und ein wertschätzendes Miteinander durch feindseliges, abwertendes Sprechen gefährdet scheint, fällt es politisch Verantwortlichen verständlicherweise schwer, einen Schritt zurückzutreten und darauf zu verzichten, durch bestechende Argumente zu überzeugen und in eine stärker zuhörende Rolle zu gehen. Gelingt dies aber können mithilfe öffnender Fragestellungen und beteiligungsorientierter Methoden partizipative Räume entstehen.

Wir bieten Unterstützung und Begleitung bei der

  • Entwicklung von Leitbildprozessen
  • Unterstützung von kommunalen Schlüsselakteuren bei der Entwicklung von niedrigschwelligen partizipativen Ansätzen
  • Anbahnung und Durchführung von Dialogprozessen
  • Entwicklung einer inklusiven Teilhabekultur mit ehren- und hauptamtlich in der Flüchtlingshilfe Aktiven und Geflüchteten
  • Entwicklung einer demokratischen (Schul-)Kultur

2. Konfliktkultur

Für die Auseinandersetzung mit Demokratie und Menschenrechte infrage stellende Positionen und institutionellen Entwicklungen können Fragen der Konfliktkultur von zentraler Bedeutung sein. Werden Konflikte als etwas begriffen, das das Miteinander grundsätzlich prägt und zugleich Motor für eine Weiterentwicklung des Gemeinwesens ist, ist die Schwelle der Besprechbarkeit auch schwieriger Themen nicht so hoch. Schlüsselakteuren fällt es dann häufig leichter, rassistische und andere diskriminierende Erscheinungen wahr- und ernst zu nehmen.

Die Menschenrechte bieten einen geeigneten Bezugs- und Bewertungsrahmen zur Einordnung und Besprechung solcher Positionen und zur Entwicklung von Handlungsoptionen. Zentral ist hierbei auch, die verschiedenen Positionen wahrzunehmen: Von wem geht eine Handlung aus? Wer ist beteiligt? Wer ist betroffen? Wir unterstützen bei der Entwicklung von Handlungsstrategien, die Solidarität mit (potentiell) Betroffene fördern und Beteiligte zu zivilcouragiertem Handeln ermutigen.

In diesem Zusammenhang bieten wir Fortbildungen und längerfristige Prozessbegleitungen zu folgenden Themen an:

  • Sensibilisierung für Othering und Alltagsdiskriminierung
  • Umgang mit Rassismus
  • Umgang mit aktuellen Erscheinungsformen von Antisemitismus
  • Umgang mit Rechtspopulismus
  • Deeskalierende Handlungsstrategien in gewaltbesetzten Alltagssituationen

3. Erinnerungskultur

Wer erinnert wie an was? Welche Ereignisse sind und bleiben präsent? Welche geraten schnell in Vergessenheit? Wessen Spuren werden verwischt oder unsichtbar gemacht? Wessen Expertise wird anerkannt? Welche Deutungen, wessen Perspektiven gewinnen Aufmerksamkeit? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit einer Erinnerungskultur, die die Wahrnehmung gesellschaftlicher Pluralität in der postnationalsozialistischen Gesellschaft zum selbstverständlichen Ausgangspunkt nimmt.

Unsere Angebote in diesem Themenfeld umfassen:

  • Projekte und Workshops zu rassistischer und antisemitischer Gewalt und Betroffenenperspektiven als Thema der historisch-politischen Bildung
  • Unterstützung und Begleitung von lokalen Erinnerungs-Initiativen zu unsichtbar gemachten Aspekten der Geschichte und partizipativen Dialogprozessen dazu
  • Workshop in Kooperation mit den Arolsen Archives: „Wer ist ‚wir‘? Gesellschaftliche Heterogenität und Homogenitätsvorstellungen in Geschichte und Gegenwart“ – mehr

4. Solidaritätskultur

Angesichts der komplexen (globalen) gesellschaftlichen Herausforderungen, bestehen vielerorts Bedarfe nach Räumen und Gelegenheiten, sich jenseits rassistischer Krisendeutungen über die Herausforderungen unserer Zeit zu verständigen. Die sozialen Menschenrechte können einen geeigneten Bezugsrahmen bilden um über globale und lokale Entwicklungen zu sprechen, die dem subjektiven Gerechtigkeitsempfinden zuwiderlaufen. Auf dieser Grundlage kann es auch gelingen, die rassistische Rahmungen sozialer Fragen durch den Rechtspopulismus zu hinterfragen und inklusiv-solidarische Handlungsperspektiven (weiter) zu entwickeln.

In diesem Feld beraten, begleiten und bieten wir Workshops zu folgenden Themen an:

  • Soziale Ungleichheit und Rechtspopulismus
  • Leben in Weltinnenverhältnissen. Soziale Ungleichheit und Ansätze globaler Solidarität. Ein Workshop zu menschenrechtsorientierten Wahrnehmungs- und Handlungsperspektiven
Zielgruppen und Formate

Das Programm richtet sich an:

  • Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung
  • ehrenamtlich Engagierte
  • Menschen mit Fluchterfahrung
  • zivilgesellschaftliche Akteure
  • außerschulische Bildungsträger
  • Schulen

Das Angebot umfasst:

  • interaktive Informationsveranstaltungen
  • Durchführung und Begleitung von Begegnungs- und Dialogveranstaltungen
  • themenspezifische Fortbildungen und Workshops
  • Beratung, Begleitung und Coaching von Schlüsselakteuren
  • Prozessbegleitungen: Aufbau und Moderation von Steuergruppen, Team- und Leitbildentwicklung
Zum Nachschlagen
  • Christa Kaletsch / Manuel Glittenberg (2019): Die Rituale der Mitte – Reproduktionsmechanismen von Rassismus und problematische Handlungsroutinen im Umgang damit, in: Dürr, Tina/ Reiner Becker (Hg.): Leerstelle Rassismus? Analysen und Handlungsmöglichkeiten nach dem NSU.
  • Christa Kaletsch / Manuel Glittenberg (2018): „Wer ist ‚wir‘?“ Zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Heterogenität und Homogenitätsvorstellung in Geschichte und Gegenwart, in: Lernen aus der Geschichte in Kooperation mit dem International Tracing Service: LaG-Magazin 6/2018, Lernen mit Dokumenten – die pädagogische Arbeit des ITS.
  • Christa Kaletsch / Stefan Rech / Manuel Glittenberg (2018): „Nicht gegen – sondern für …“ – Beratung im Themenfeld Rechtsextremismus, in Becker, Reiner/Sophie Schmitt: Beratung im Kontext Rechtsextremismus, Felder – Methoden – Positionen.
  • Christa Kaletsch / Stefan Rech (2015): Heterogenität im Klassenzimmer.
    Methoden, Beispiele und Übungen zur Menschenrechtsbildung.
  • Christa Kaletsch (2015): Rassistische Diskurse in der Mitte der Gesellschaft als pädagogische Herausforderung, in: Berkessel, Hans/ Wolfgang Beutel (Hg.): Jahrbuch Demokratiepädagogik 3. Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus.
  • Christa Kaletsch (2019): Kinderrechte als Bezugspunkt für die Herausforderungen unserer Zeit, in: Gloe, Markus, Helmolt Rademacher (Hg.): Demokratische Schule als Beruf. 6. Jahrbuch für Demokratiepädagogik.
  • Christa Kaletsch (2019): Othering: Warum Zugehörigkeit so wichtig ist, in: Klasse leiten für alle Schulformen und Schulstufen, Nr.6, 1. Quartal 2019.
  • Christa Kaletsch / Manuel Glittenberg (2018): Empfehlungen zur Entwicklung eines betroffenensensiblen Umgangs mit Rassismus in der Schule. Täter – Opfer – Zuschauer: Das TOZ-Model, in: Demokratiezentrum im beratungsNetzwerk hessen– gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus: „Was soll ich denn da sagen?!“Zum Umgang mit Rechtsextremismus und Rassismus im Schulalltag, 2. Auflage.
Kontakt Projektbüro in Hessen

Zusammenleben neu gestalten – DeGeDe
c/o KiKo
Löwengasse 27, Haus B
60385 Frankfurt am Main

Telefon: 069 67 864 500

Ansprechpartner*innen

Manuel Glittenberg

Manuel Glittenberg

Bildungsreferent, Geschäftsführender Projektleiter

M.A. Soziologie. Berater und Trainer zum Umgang mit Antisemitismus und Rassismus.

E-Mail: manuel.glittenberg@degede.de

Christa Kaletsch

Christa Kaletsch

externe Fortbildnerin

M.A. Fachjournalismus Geschichte. Autorin, Programmentwicklerin und Fortbildnerin in den Bereichen konstruktive Konfliktbearbeitung, Partizipation, Demokratie- und Menschenrechtsbildung.

E-Mail: zusammenlebenneugestalten@degede.de

Stefan Rech

Stefan Rech

externer Berater

M.A. Kulturanthropologie. Mediator, Berater für Demokratiepädagogik und Dialogprozessbegleiter in den Bereichen Kommunen, Schulen, Organisationen.

E-Mail: zusammenlebenneugestalten@degede.de

Neuigkeiten zum Projekt

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