Demokratie und demokratische Schulentwicklung

Mit dem Begriff „Demokratie“ wird zunächst oft die Regierungs- bzw. die Staatsform verbunden. Sprechen wir im Zusammenhang von Demokratiepädagogik und demokratischer Schulentwicklung aber von Demokratie, so verbindet sich damit ein sehr viel breiteres Verständnis. Mit dem Philosophen John Dewey gesprochen ist Demokratie nicht allein eine Regierungsform, sondern in erster Linie auch eine Form der gemeinsam und miteinander geteilten Erfahrung. Dabei geht es um die Qualität des Miteinanders zwischen Menschen, um die Art und Weise, wie auch im alltäglichen Zusammenleben miteinander umgegangen wird. Und es geht darum, dass Demokratie nicht bedeutet nur darüber zu sprechen, sondern sie durch tatsächliches Tun zu leben und zu erfahren.

Der Politikwissenschaftler und Demokratiepädagoge Gerhard Himmelmann betrachtet Demokratie in diesem Sinne als eine Staatsform, eine Gesellschaftsform und eine Lebensform. Dieses dreigliedrige Verständnis von Demokratie liegt auch der Demokratiepädagogik zugrunde, wenn die Beteiligten des Schulentwicklungsprogramms „Demokratie lernen und leben“ beschreiben: Demokratie lernen in der Schule umfasst damit unterrichtliche, pädagogische und organisationale Bedingungen und Aktivitäten zur Förderung von Kompetenzen, „die Menschen benötigen,

  • um an Demokratie als Lebensform teilzuhaben und diese in Gemeinschaft mit anderen Menschen aktiv zu gestalten;
  • um sich für eine demokratische Gesellschaftsform zu engagieren und sie durch Partizipation und Mitwirkung in lokalen und globalen Kontexten mitzugestalten;
  • um Demokratie als Regierungsform durch aufgeklärte Urteilsbildung und Entscheidungsfindung zu bewahren und weiterzuentwickeln.“ (vgl. Edelstein 2007, S. 3)

Schulentwicklung in 3 D schließt an dieses Verständnis von Demokratie lernen an: Sie umfasst pädagogische und organisationale Handlungsweisen von Schulen, die die Entwicklung demokratischer Kompetenzen bei Schüler*innen fördern und die Entwicklung einer demokratischen Lern- und Schulkultur unterstützen.

Die Lern- und Schulkultur beschreibt dabei einen wichtigen Einflussfaktor auf das Lernen und Leben von Demokratie, Diversität und Antidiskriminierung in diesem Sinne. Vereinfacht gesagt sind es besonders die Erfahrungen von Anerkennung und Selbstwirksamkeit, die wichtige Voraussetzungen dafür darstellen, dass Menschen aktiv Verantwortung übernehmen – Verantwortung für sich, für andere und für Demokratie.

Damit Ansätze und Aktivitäten eine Dynamik entwickeln können, die sich als Kultur einer Schule etablieren und alle Personen und Gruppen einer Schule berühren, braucht es eine Schulentwicklung, die möglichst die ganze Schule umfasst: das Schulleben wie auch den Unterricht, die Schüler*innen wie auch die Pädagogischen Fachkräfte, die Schulstrukturen wie auch die Handlungsweisen und Konzepte Schule.

Geht es um Schulentwicklung wird damit gemeinhin ein andauernder, bewusst gesteuerter und reflektierter Prozess der Entwicklung von Schule im Sinne einer Lernenden Organisationen verbunden. Demokratische Schulentwicklung bezeichnet dabei Schulentwicklungsprozesse, die gekennzeichnet sind durch

  • Partizipation: Es werden möglichst alle Gruppen einbezogen und aktiv beteiligt, zumindest in Form einer repräsentativen Vertretung (Lehrpersonen, ggf. weitere pädagogische Fachkräfte an der Schule, Schüler*innen, Schulleitung, Eltern, potenziell Partner*innen);
  • Kooperation: Es wird in Teams gearbeitet. Zusammenarbeit spielt eine bedeutende Rolle und wird bewusst entwickelt.
  • Inklusion und Diversität: Keine Personengruppe wird ausgeschlossen; Gremien, Gruppen und Teams sind entsprechend der realen Vielfalt heterogen zusammengesetzt.
  • Verständigungsorientierung: Informationen und Kommunikationsprozesse sind darauf angelegt, echte Verständigung zwischen den Beteiligten zu ermöglichen.
  • Anerkennung und Wertschätzung: Die Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Menschen drückt sich im alltäglichen Umgang miteinander aus, unabhängig von Status, Alter, Geschlecht, Behinderung, Herkunft oder anderen Faktoren.

Das zweite D einer Schulentwicklung in 3 D klingt hier bereits an: