Demokratielernen – Demokratiewerkstatt

Unser vordringliches Ziel ist es, die Partizipation von Schüler*innen in den bereits vorhandenen demokratischen Strukturen unserer Schule zu stärken, z. B. im Klassenrat und in der Mitwirkung an den Projektwochen. Mit dem Klassenrat zu beginnen, ermöglicht, die Schülerschaft auf breiter Ebene zu erreichen. Hier wird zunächst ausgelotet, welche Rechte und Pflichten die Klassen für die Schüler- und Klassensprecher*innen vorsehen, um so die vielfältigen Mitwirkungsmöglichkeiten bewusst zu machen und auf diese Weise zu Engagement zu motivieren. Als nächstes sollen Module für den Klassenrat entwickelt werden, die besonders in der Mittelstufe einsetzbar sind, wo erfahrungsge-mäß der Wert von Klassenratsstunden verstärkt infrage gestellt wird und eine Tendenz zu erkennen ist, diese zu Lern- oder Unterrichtsstunden umzuwidmen. Diese Steuerung soll aber nicht im Top-down-Verfahren über die Lehrer*innen, sondern Bottom-up über die Klassensprecher*innen erfolgen. Diese Möglichkeit, sich als verantwortlich und wirksam zu erfahren, soll weitere Motivation erzeugen, sich zunehmend in die Gestaltung von Schule einzumischen. Gleichzeitig soll über ein Klassenratsbuch Verbindlichkeit und Entlastung geschaffen werden.

Zurzeit wird in der Lehrerschaft evaluiert, wie Lehrer*innen mit Schüler*innen nicht nur im Fachbereich Politik-Gesellschaft-Wirtschaft (PGW), sondern ganz allgemein in und außerhalb von Unterricht Demokratie denken und durch eigenes Handeln leben können.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Sustainable Development Goals (SDG)

In einer Welt des Umbruchs, bedroht durch die Klimaerwärmung, globale Bevölkerungsentwicklung usw. und angesichts einer zögerlichen Politik, sich den immensen Aufgaben entschlossen und global gemeinsam zu stellen, nehmen wir unsere Aufgabe wahr, in der ganzen Schulgemeinschaft Reflexion und gemeinschaftliches Handeln anzustoßen, damit möglichst jeder Einzelne sich seiner persönlichen Verantwortung bewusst wird und sich gleichzeitig als Teil einer diskursiven und handelnden Gemeinschaft erkennen und erleben kann. BNE findet schon jetzt breitflächig im Rahmen des Unterrichts in PGW und Geografie statt. Aber um sich bewusst zu werden, was jeder einzelne kurzfristig tun und langfristig mit entwickeln kann, gilt es, die ganze Schulgemeinschaft zu sensibilisieren, zu aktivieren, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Prozesse voranzutreiben. Denn nur gemeinsam Entwickeltes wird nicht als übergestülpt oder moralisierend und demotivierend wahrgenommen.

In einer groß angelegten Umfrage wurden die im Jahr 2015 von den UN ratifizierten Nachhaltigkeitsziele (SDG) vorgestellt und bei Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern getrennt abgefragt, ob und wie (bewusst) im Alltag (und im Unterricht) die SDG in den Fokus genommen bzw. die eigene Lebensweise dahingehend ausgerichtet wird. Diese Umfrage wird gerade ausgewertet. Die Ergebnisse werden demnächst zu einem schulöffentlichen Runden Tisch führen, an dem als Kern die Club-of-Rome-Gruppe des CvO (je zwei Vertreter*innen des Lehrkörpers und der Eltern sowie drei aus der Schülerschaft) teilnimmt (und hoffentlich viele Interessierte aus der Schulgemeinschaft). Wir wollen beraten, wie wir über Unterricht hinaus Einfluss darauf nehmen können, Einstellung, Konsum und Bereitschaft zum Engagement im Sinne der SDGs nachhaltig zu verändern.

Weitere Beispiele für Aktivitäten rund um die SDG:

– Das Schulsprecherteam und eine Gruppe weiterer Schüler*innen bereitet gerade den „Carlstag“ 2019 vor, der in diesem Jahr den SDG gewidmet ist. Da wird es intensiv unter anderem um Verteilungsgerechtigkeit und andere globale Demokratiethemen gehen. Dieser Tag wurde vom Schulsprecherteam 2017 der Lehrerschaft „abgerungen“, d. h. argumentativ in Lehrerkonferenzen vorgestellt, heftig debattiert und überzeugt beschlossen – mit der Begründung, dass alle Schüler*innen der Schule in altersgemischten Gruppen gemeinsam arbeiten wollen, unabhängig von den Lehrer*innen. Die Identifikation wäre größer, wenn Schüler*innen untereinander entscheiden, was bearbeitet wird und wie. Die Organisation beinhaltet die gesamte Logistik, die Auswahl und demokratisch in der ganzen Schülerschaft verabschiedeten Themen, die inhaltliche Vorbereitung, die Präsentation und Evaluation – zwar von zwei Lehrkräften begleitet, wenn gewünscht, aber überwiegend selbstständig von den verantwortlichen Schüler*innen geleistet.

– Eine Gruppe aus dem Kurs „Demokratisch Handeln“ (DH) hat die Mülltrennung am CvO eingeführt. Passend dazu hat eine andere Gruppe aus dem Kurs eine UE für die 5. Klasse zur Mülltrennung entworfen, denn so kann gewährleistet werden, dass die jungen Schüler geschult und ritualisiert mit Müll umgehen, was bei den älteren und den Lehrer*innen viel schwerer zu erreichen ist. Hier gilt es nun und immer wieder die durchaus träge und nachlassend agierende Schulgemeinschaft anhaltend für ihre diesbezügliche Verantwortung zu sensibilisieren und den Prozess zu begleiten. Dazu wollen Schüler*innen aus dem Kurs DH Materialien entwickeln, Briefe schreiben, wiederholend aufklärend und aufrufend auf Lehrerkonferenzen auftreten.

Zum Thema „Heizen und Klimaerwärmung“ soll für den Winter im 1. Hj. 2019/20 an diesem Modell ausgerichtet Materialien und Aktionen entwickelt werden, um die Schulgemeinschaft weitergehend zu informieren und zu motivieren, nachhaltig hin-sichtlich des Energieverbrauchs zu handeln.

– Bisher haben zwei Repair-Cafés stattgefunden, bei denen Menschen mit Expertise an-deren beibringen, wie man Dinge repariert, statt sie wegzuwerfen. Es soll mit diesen Repair-Cafés das Bewusstsein geschaffen werden, wie ressourcenschonender konsumieren werden kann. Noch gibt es zu wenig Resonanz in Schüler- und Elternschaft, an diesen Cafés als Lehrende bzw. Reparierende teilzunehmen. Die meisten Teilnehmer*innen kommen aus der Umgebung. Es ist gilt zu entwickeln, wie man Eltern und Schüler*innen stärker für das Repair-Café interessiert und motiviert, sich auch außer-unterrichtlich und ehrenamtlich für die Gesellschaft und nachhaltiges Konsumieren zu engagieren.

– Das Projekt „Essbare Schule“ – Permakultur und Urban Gardening wird weiterentwickelt, um die Themen „Safe Food“, nachhaltige Landwirtschaft und Nahrung für alle Schüler*innen und Lehrer*innen auch in der Praxis erlebbar zu machen. Die schulischen Gartenanlagen sollen nach und nach in den Unterricht zu Ernährung (Bio), Verteilungs-gerechtigkeit (PGW), nachhaltigen Landwirtschaft (Geo) einbezogen werden, was inhaltlich noch ausgearbeitet werden muss. Am 24. 4. wird Edouard van Diem, Permakulturdesigner, dem Mittelstufenkurs „Schulpartnerschaft Tansania“ und dem WP Kurs „Ökologisch gärtnern“ vorstellen, was Permakultur ist und von seinem Projekt berichten, eine Schule für Permakultur im Kongo zu gründen. Menschen helfen, sich selbst zu helfen – nachhaltig Landwirtschaft zu betreiben, unabhängig von Großkonzernen. Eine stetige Kooperation mit Herrn Diem ist angedacht und die Schüler*innen sollen diese planen und erhalten.

– Eine Gruppe von Mädchen hat auf der Schülerratsreise 2018 eine Gruppe für Frauen-rechte gegründet, die im Moment eine Kooperation mit TARGET e.V. entwickelt, um bei der Bekämpfung der Beschneidung von Frauen zu helfen.

– Die Kooperation mit Women for Women International (https://www.womenforwo-men.org/, Frau Preeti Malkani) , Sektion Deutschland mit Sitz in Hamburg, wird gerade entwickelt. Zu erfahren, dass nach einem Krieg gerade die Frauen besonders unterstützt werden müssen, ist wichtig zu erfahren, besonders für eine Schulgemeinschaft, die sich in Afrikaprojekten engagiert. Wiederaufbau wirtschaftlicher und sozialer Strukturen liegt in der Regel bei den Frauen, psychologische Hilfe nach Vergewaltigung wird häufig benötigt. Auch Herr van Diem wird aus dem Kongo von ebensolchen Initiativen berichten, die mit der dort zu gründenden Permakultur-Schule kooperieren werden. Der Einbau dieser Ideen in die Projektwoche Nachhaltigkeit 2019 ist in Planung.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Eine Gruppe aus dem Kurs DH der Mittelstufe arbeitet daran, das CvO zu einer „Schule ohne Rassismus“ zu machen. Damit würde die Schule neben der wichtigen Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus viele Verpflichtungen eingehen, wofür der Kurs wirbt und argumentiert. Die schulischen Gremien werden demnächst einbezogen.

Fridays For Future

Die Schulgemeinschaft ist in regem, offenem Austausch über Sinnhaftigkeit der Streiks, Ahndung der (unentschuldigten) Fehlstunden, Umgang mit den Vorgaben der Behörde. Gilt es Schülern Mut zu machen, zivilen Ungehorsam für das höhere Ziel zu leisten? Dürfen Lehrer das? Sind unentschuldigte Fehlstunden zu vermeiden aus Angst vor Nachteilen? Zu lernen, dass ziviler Ungehorsam auch mit persönlichen Opfern verbunden sein kann, die es abzuwägen gilt? Uneinigkeit unter LuL sowie SuS führen zu gewinnbringenden Diskussionen.

(Quelle: Wettbewerbsunterlagen 2019)