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Kooperatives Lernen

„Wenn Kinder kooperativ arbeiten, lernen sie zu geben und erhalten Hilfe. Sie hören auf die Ideen von Anderen, sehen deren Perspektiven und lernen Differenzen und Probleme demokratisch zu lösen.“ (Gilles 2007)

Kooperatives Lernen ist „eine Interaktionsform, bei der die beteiligten Personen gemeinsam und in wechselseitigem Austausch Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben. Im Idealfall sind alle Gruppenmitglieder gleichberechtigt am Lerngeschehen beteiligt und tragen gemeinsam Verantwortung“ (Konrad/Traub 2010, S. 5). In diesem Rahmen ist Kooperatives Lernen nicht als Unterrichtsmethode, sondern als eine Unterrichtsstruktur zu verstehen, welche Lernprozesse im Wechsel von individuellen und kooperativen Phasen ermöglicht (vgl. Brüning/Saum 2009, S. 83ff.). 

Kooperatives Lernen bietet eine Struktur, die es heterogenen Lerngruppen ermöglicht, individuelle und gemeinsame Ziele in der Verbindung von Einzel-, Partner*innen- oder Gruppenarbeit zu erreichen. In diesem Rahmen übernehmen die Gruppenmitglieder gleichermaßen Verantwortung für den individuellen Lernprozess der Einzelnen und das wechselseitige Lernen in der Gruppe. Der Gestaltung der Aufgaben kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da diese sowohl die individuelle Verantwortung als auch den Verantwortungsbereich der Gesamtgruppe klar definieren sollten. 

Ein wesentliches Merkmal Kooperativen Lernens stellen die fünf Basiselemente dar (vgl. Green/Green 2005; Johnson/Johnson/Holubec 2005; Konrad/Traub 2010): positive Interdependenz, individuelle Verantwortlichkeit, direkte und förderliche Interaktionen, interpersonale Fähigkeiten, Reflexion der Gruppenprozesse. Ein weiteres Merkmal des Kooperativen Lernens liegt in der besonderen Strukturierung der Lernumgebung und der Rhythmisierung des Lernens in drei aufeinanderfolgenden Schritten (think – pair – share). Während Green/Green (2005, S. 130) diesen Dreischritt in das vielseitige Methodenrepertoire des Kooperativen Lernens aufnehmen, wird „Denken – Austauschen – Vorstellen“ von Brüning/Saum (2009, S. 83) zum Kern und zur Grundstruktur des Kooperativen Lernens erhoben. 

Der beschriebene Dreischritt kann abhängig von den Bedürfnissen der jeweiligen Lerngruppe und vom jeweiligen Inhalt immer wieder neu arrangiert werden (vgl. Brüning/Saum 2009, S. 85f.). Neben dem Grundprinzip (think – pair – share) wurden vielseitige Methoden des Kooperativen Lernens entwickelt und evaluiert, die soziales und kognitives Lernen fördern. 

In empirischen Analysen zeigt sich, dass kooperative Lernprozesse nicht nur Lernerfolge steigern, sondern auch soziale Kompetenzen fördern (vgl. Slavin 1995, 2009). Befunde der Lehr-Lern-Forschung belegen weitreichende Vorteile sowohl im Bereich der kognitiven als auch der affektiven Lernziele durch den Einsatz kooperativer Lernformen (Hänze 2008, 24f.). 

Heterogene Lerngruppen in einem inklusiven Unterricht zeichnen sich durch die Vielzahl der unterschiedlichen Interessen, Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen der Schüler*innen aus. Die Struktur des Kooperatives Lernens wird meist als geeignetes Prinzip für den Unterricht in inklusiven Lerngruppen angeführt, da sie die Heterogenität der Lerngruppe anerkennt und produktiv nutzt (vgl. Boban/Hinz 2007; Wocken 2011; Scholz 2012a, 2012b; Avci-Werning/Lanphen 2013). Kooperatives Lernen ermöglicht einen Wechsel von individuellen und kooperativen Phasen des Unterrichts und fördert die Verknüpfung von fachlichen und sozialen Lernprozessen. 

Damit entspricht es einem wesentlichen Prinzip des gemeinsamen Lernens in inklusiven Lerngruppen.

Medien: Literatur, Downloads, Links, Videos
  • Boban, Ines; Hinz, Andreas (2007): Orchestrating Learning!?! – der Index fragt, Kooperatives Lernen hat Antworten. In: Demmer-Dieckmann, Irene; Textor, Annette (Hg.): Inklusionsforschung und Bildungspolitik im Dialog, S. 117-125. 
  • Bochmann, Reinhard; Krichmann, Ruth (2006): Kooperatives Lernen in der Grundschule. Zusammen arbeiten – Aktive Kinder lernen mehr.  
  • Brüning, Ludger; Saum, Tobias (2006): Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung.  
  • Brüning, Ludger; Saum, Tobias (2007): Erfolgreich unterrichten durch Visualisieren. Grafisches Strukturieren mit Strategien des Kooperativen Lernens.  
  • Green, Norm; Green, Kathy (2005): Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium. Das Trainingsbuch.  
  • Heckt, Dietlinde Hedwig (2006): Kooperatives Lernen: Eines für alles? In: Green, Norm; Green, Kathy: Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium. Das Trainingsbuch, S. 16-23. (Ist das nötig, wenn vorher schon der ganze Sammelband aufgeführt wurde?) 
  • Johnson, David W.; Johnson, Roger T.; Holubek, Edythe (2005): Kooperatives Lernen – Kooperative Schule.  
  • Klein, Kerstin (2002): So erklär’ ich das. 60 Methoden für produktive Arbeit in der Klasse.  
  • Weidner Margit (2005): Kooperatives Lernen im Unterricht. Das Arbeitsbuch.  
  • Der Index für Inklusion empfiehlt explizit das kooperative Lernen: Bereich C 1 – Lernarrangements organisieren – Orientierung am ‚kooperativen Lernen’. Online: http://www.inklusionspaedagogik.de/index.php/index-fuer-inklusion/dimensionen/bereich-c-1 [letzter Zugriff: 21. 08.2023].